Das Erntedankfest 2016 feierte Stammapostel Jean-Luc Schneider, internationaler Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche, in der Gebietskirche Berlin-Brandenburg. Ihn begleiteten aus der Gebietskirche Nord und Ostdeutschland die Apostel Helge Mutschler (Hannover) und Uli Falk (Hamburg). Der Gottesdienst wurde aus der Gemeinde Berlin-Rudow in die 69 Empfangsgemeinden der Region übertragen.
Das Erntedankfest vertiefe die Beziehung zu Gott, wandte sich Stammapostel Schneider an die Gläubigen. Der Mensch beschäftige sich mit Gott und seinen Gaben und erhalte dadurch nicht nur einen zusätzlichen Segen, sondern erkenne die "Größe Gottes und sein mächtiges Handeln". "Wir wollen heute Gott dafür danken, dass er die Welt geschaffen hat und bis heute treu dafür sorgt, dass seine Geschöpfe existieren können", fasste er die Bedeutung des Erntedankfestes zusammen.
Gott als Schöpfer bekennen
Durch den Dank gegenüber Gott bekenne der Mensch seinen Glauben an ihn als Schöpfer. "Gottes Wille ist der Ursprung all dessen, was existiert". Er gebe nicht nur das Leben, "alles was wir haben kommt von ihm." Dazu gehörten auch Nahrung, Arbeit und Familie. "Das habe ich Gott zu verdanken, das ist mein Glaube". Diese Zuwendung Gottes könne man sich nicht verdienen. Alles resultiere aus seiner Gnade. Das müsse zu einer inneren Freude und Demut führen.
Nächstenliebe aus Dankbarkeit Gott gegenüber
Die Bibel berichte im Alten Testament davon, dass bereits das alte israelitische Volk von Gott die Vorgabe bekommen habe, nicht das gesamte Feld abzuernten. Ein Teil des Feldes sollte für die Armen und Fremden übrig gelassen werden. Dieser Gedanke passe scheinbar nicht mehr so gut in die heutige Zeit, so der Stammapostel, in der vieles auf die Maximierung des eigenen Gewinns ausgerichtet sei. "Man vergisst: Für den anderen sollte auch etwas übrig bleiben." Gott erwarte, dass man nicht nur ihm seinen Teil gebe, sondern auch für den Nächsten etwas übrig lasse. "Wenn jeder alles will, bleibt nichts für den nächsten", unterstrich er. In diesem Zusammenhang thematisierte er auch das staatliche Gemeinwohl und den sozialen Frieden. "Teilen heißt auch, dass wir als neuapostolische Christen bei Steuern und Sozialabgaben ehrlich und gewissenhaft sind." Dies manifestiere sich nicht zuletzt im 10. Glaubensartikel, der die Treue zur weltlichen Obrigkeit beschreibt. Der Staat habe es sich zur Aufgabe gemacht, auch für die zu sorgen, die wenig oder nichts hätten. Das entbinde jedoch nicht davon, Gutes zu tun, aus Nächstenliebe zum Beispiel Geld zu spenden oder je nach eigener Leistungsfähigkeit Bedürftige in der Gemeinde und im privaten Umfeld zu unterstützen.
Opfer und Verzicht
Gott sei in der Menschwerdung Jesus Christus erlebbar geworden "als Gott der Liebe, Gnade und Geduld". Der Sinn der Eucharistie- oder Abendmahlsfeier liege deshalb darin, Gott den Dank der versammelten Gemeinde zu bringen. "Jeder Gottesdienst ist ein Erntedankfest, weil wir Gott für das Heil aus Jesus Christus danken", stellte Stammapostel Schneider fest. Dazu gehöre auch der Verzicht auf "alles, was Gott nicht wohlgefällig ist". Durch das Opfer sei nicht nur der Dank an Gott materialisiert, die Einnahmen durch das Opfer geben der Kirche auch die Möglichkeit, ihre Aufgaben zu erfüllen und das göttliche Heil weiterzuvermitteln. "Wir vertrauen ihm. Was er angefangen hat wird er auch vollenden. Gott hat einen Samen gelegt mit Jesus Christus. Machen wir uns keine unnötigen Sorgen, dieses Werk wird vollendet", zeigte sich der Stammapostel überzeugt.
Vertrauen in schwierigen Verhältnissen
Anschließend äußerte Stammapostel Jean-Luc Schneider seinen Dank für das Vertrauen der neuapostolischen Christen. Er wolle sich "ausdrücklich bedanken für das Vertrauen, dass ihr uns schenkt. Es ist für mich nicht selbstverständlich, dass die neuapostolischen Christen ihr Opfer geben - nicht nur Gott sondern auch der Kirche." Das sei ein Zeichen großen Vertrauens. "Wir tun das Mögliche und versuchen das Unmögliche, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen", versprach er.
Apostel Uli Falk ergänzte diesen Gedanken in seinem Predigtbeitrag. Wirkliche Dankbarkeit zeige sich beim Teilen mit dem Nächsten. "Dann kann der große Gott bei dir und mir erleben, dass wir es wirklich ernst meinen. Wenn ich bereit bin, im göttlichen Sinn zu teilen, erlebe ich, dass da Vermehrung bei mir selbst stattfindet", erklärte er.
Jesus ist bei dir, mitten im Leid
Apostel Helge Mutschler beschrieb zuvor in seiner Predigt die Liebe Gottes. Es könne sein, dass man vor lauter Sorge nicht ein und aus wisse, vielleicht jemand gerade in sehr schwierigen Verhältnissen lebe. "Mag es dir gelingen, dass du ein Stück weit deine Augen erheben kannst über deine Sorgen und Jesus Christus am Kreuz siehst, der in deinem Leid mit dir ist." Und weiter: "Vielleicht kannst du deine Augen noch ein Stück weiter heben und siehst den Himmel offen und Gott den Vater, der dir das Leben geschenkt hat und dir sagt: 'Mein Kind, ich liebe dich!'" Das könne trotz schwieriger Verhältnisse zu einer tiefen inneren Freude führen.
Bezirksapostel Wolfgang Nadolny wiederholte den bereits im Gottesdienst für die Amtsträger (wir berichteten) übermittelten Dank. "Ich möchte mich bei euch bedanken, dass ich euer Nächster sein darf und ihr eure Freude auch mit mir teilt, dass ihr da seid, dass es euch gibt, dass wir gemeinsam diesen schönen Weg gehen dürfen."
Am Abend zuvor war Stammapostel Schneider mit den Bezirksämtern der Gebietskirche und deren Ehefrauen zusammen. Nach zwei Impulsvorträgen zum Thema "Spannungsfeld Familie - Beruf - Ehrenamt" von Bischof Harald Bias und Bezirksältesten Helmut Kasper gab es eine Gesprächsrunde zu diesem Thema.
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Text: jel
Fotos: hdk