Als Grundlage für den Gottesdienst wählte Stammapostel Jean-Luc Schneider einen Vers aus dem Matthäusevangelium: "Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meint." (Matthäus 24,44) Nur ein kleiner Teil der Gläubigen weltweit könne derzeit überhaupt Gottesdienste feiern. Gott habe diese Situation zugelassen. Und er sei überzeugt, "wenn er es zugelassen hat, wenn er es nicht verhindert hat, dann, weil er wusste: Es wird meinen Erlösungsplan nicht hindern".
Pandemie kein Zeichen der Zeit
Die besondere Situation biete die Möglichkeit, "uns selbst zu prüfen, wie steht es mit unserer Beziehung zu Gott und zu seiner Gemeinde". Es sei wichtig, auch in dieser speziellen Situation bereit zu sein für das Wiederkommen des Gottessohnes. Die Corona-Pandemie dürfe nicht als Zeichen der Zeit, gedeutet werden, der biblische Befund gebe das nicht her. Jesus habe erklärt, dass man seine Wiederkunft nicht an Zeichen ablesen könne. Aber der Herr könne auch in dieser heutigen Zeit kommen. "Es ist für uns wichtig, dass wir auch in dieser Zeit bereit sind auf das Kommen des Herrn."
Glaube ist bedingungsloses Vertrauen
Bereit sein auf das Kommen des Herrn heiße zunächst, "die Heiligung muss vorhanden sein". Gott heilige durch das Opfer seines Sohnes Jesus Christus, durch sein Wort, durch die Vergebung der Sünden und durch seinen Geist. Gott dränge sich nicht auf, die Bereitschaft an Jesus Christus zu glauben, müsse der Mensch selbst aufbringen. "An Jesus Christus glauben heißt, ein bedingungsloses Vertrauen in Jesus haben, in seine Liebe und in sein Wort." Glaube sei mehr als ein für-wahr-halten. Wer vertraue, den könne Gott "gerecht machen durch den Glauben". Und auch bei der Vergebung der Sünden sei es erforderlich, diese Gnade Gottes anzunehmen. Nur wer Reue zeige, Buße tue und den Willen aufbringe, dem Nächsten zu vergeben, könne diesen Zuspruch Gottes erfahren. Heiligung und Reinigung stünden so in einem unauflöslichen Zusammenhang. Das Kriterium, den Grad der eigenen Bereitschaft zu messen, sei die Liebe zu Gott und zum Nächsten.
Eigenes Gewissen befragen
Bereit sein berühre auch den Wunsch, die Gottesdienste zu besuchen, so Stammapostel Schneider weiter. "Da müssen wir uns die Frage stellen, wie wichtig ist mir denn die Begegnung mit Jesus Christus im Gebet, im Gottesdienst und in der Gemeinschaft?" Es gehe nicht darum, Gläubige in den Gottesdienst zu holen. Die Neuapostolische Kirche nehme die Pandemie sehr ernst. "Wir setzen alles daran, dass das Risiko für die Gottesdienstteilnehmer so niedrig ist, wie nur möglich." Niemand könne vorschreiben, wer in den Gottesdienst kommen solle und wer nicht. "Jeder muss in seinem Gewissen - aber ernsthaft - abwägen, komme ich wieder oder nicht." Die Entscheidung dürfe nicht leichtfertig erfolgen. "Lasst uns das ernsthaft prüfen!"
Wiederkunft Christi Zentralpunkt des Lebens
"Bereit sein heißt, auf das Kommen Christi zu harren. Das ist immer noch der Zentralpunkt unseres Lebens." Dieser Glaube sei mehr als eine vage Vorstellung von der Zukunft. Es beinhalte die Bereitschaft, sich zu Jesus Christus zu bekennen und die eigene Meinung mit dem Evangelium Jesu Christi abzugleichen. "Wir wollen uns mit dem Evangelium beschäftigen und uns immer wieder die Frage stellen, passt das zum Evangelium, stimmt das überein." Letztlich komme der Herr nicht nur, "um uns in sein Reich zu führen". Er berufe seine Braut zu einem besonderen Dienst: "Er kommt, um seine Diener zu holen, die dann mit ihm dienen werden im Friedensreich." Er werde die zu sich holen, die auch jetzt schon dienen und ihre Gaben einsetzen. Auch in der ungewöhnlichen Zeit, wo kirchliche Aktivitäten nahezu stillstünden, könne man sich einbringen: Liebe mache erfinderisch. "Wenn die Liebe vorhanden ist, wirst du einen Weg finden, wie du deine Gaben einbringen kannst zum Segen deines Nächsten und im Dienst des Herrn. Da findet man immer einen Weg."
Schwedt - Stadt an der Oder
Die Nationalparkstadt Schwedt liegt im Nationalpark Unteres Odertal. Erste Spuren von Besiedlungen stammen von etwa 1000 Jahre vor Christus, im 13. Jahrhundert wurde die Stadt erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die Stadt erheblich. Sie war an eine Erdölleitung aus dem Uralgebiet angebunden und in der Folge siedelten sich etliche Industrien an. Zwischen 1960 und 1990 wurden wegen des damit verbundenen Zuzugs etliche neue Siedlungsgebiete neu erbaut. In Folge der politischen Wende und dem damit verbundenen Rückgang der Industrie schrumpft die Stadt bis heute. Hatte sie auf dem Höhepunkt etwa 54.000 Einwohner sind es heute noch knapp 30.000. Die Neuapostolische Kirche hat in Schwedt zirka 380 Mitglieder, davon sind etwa 150 aktiv. Dem Vorsteher stehen sechs weitere Priester, ein Hirte, ein Evangelist sowie ein Diakon zur Seite. Den Besuch des Stammapostels kann die Gemeinde der Pandemie zuschreiben: Wegen der Reisebeschränkungen musste das Kirchenoberhaupt seine Reisepläne grundlegend ändern und besuchte die Gebietskirche entgegen vorheriger Absichten.
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