im Rahmen der BUGA in Brandenburg.

BUGA-Besuch: „Kleiner Chor Hamburg“ zu Gast in Brandenburg

Am Samstag, 30. Mai 2015 konzertierte der „Kleine Chor Hamburg“ in der Neuapostolischen Kirche in Brandenburg. Die 21 Chormitglieder waren anlässlich der Bundesgartenschau nach Brandenburg gereist. Das Konzert stand unter dem Motto „Lobe den Herren – Mitmachlieder zum Frühling“.

Es ist ein d, angeschlagen durch René Clair, den Leiter des Ensembles, der vor dem Altar am Klavier Platz genommen hat. Er fügt ein A an, dann ein H, als nächstes ein Fis. Der musikbegeisterte Zuhörer hat es spätestens jetzt erkannt: Kanon in D-Dur von Johann Pachelbel. Was dann folgt, ist exemplarisch für diesen Nachmittag. Hell und klar setzen die Frauenstimmen überraschend die Volksweise von Schenkendorf darüber: „Ein Gärtner geht im Garten“ – ein Bezug zum Frühling und zur Bundesgartenschau. Drei Dinge erleben die Zuhörer im Verlauf des Konzerts immer wieder: Den Verweis auf den Frühling, zur Bundesgartenschau und einen hochmotivierten, stimmlich perfekt harmonierenden Chor.

Das Gebet

Es sind 20 Sängerinnen und Sänger, die gemeinsam mit ihrem Dirigenten beim dritten Titel die Zuhörer längst in ihren Bann gezogen haben. Es wird rhythmisch, schwungvoll: „Somebody’s knockin‘ at you door“ – Jemand klopft an deine Tür. Man spürt den Spaß am Gesang, die Freude am Programm – hier wird Musik körperlich erfahrbar. Nach einem plattdeutschen Spiritual gibt es eine Rückblende zum Pfingstfest. „Holy Spirit, heal my soul“ erklingt. Es ist eines der Lieder, die Tage zuvor aus dem Pfingstgottesdienst in Sambia übertragen wurde. Damals hatte ein großer Kinderchor dieses Lied vorgetragen. Und die Intensität des Programms steigert sich weiter. „Herr, hör mein Gebet“, singen sie, „am Morgen, wenn ich aufwache …wenn meine Arbeit vollendet ist … hab Erbarmen“. Und als die acht Männer des Chores mit ihrem „Amen“ den Saal füllen und die Zuhörer vor Anspannung einen Moment beinahe atemlos verharren, fühlt es sich so an als bliebe für einen Moment die Zeit stehen.

Die Größe Jesu Christi

Im zweiten Teil geht es um Jesus Christus. Der Chor besingt seine Größe, unterstützt durch den romantisch vollen Klang der Orgel, und die Freundschaft zu ihm. Es wird gregorianisch mit „Ubi Critas“, einem Antiphonal aus der Liturgie zu Gründonnerstag. Und nach „Wenn Friede mit Gott“, vorgetragen in deutscher, englischer, französischer und holländischer Sprache bekommt dieser Teil sein Finale: „Jesus is the living stone“, Jesus als biblisch beschriebener Eckstein und Gründer seiner Kirche.

Nach einer Pause überwiegen deutschsprachige Lieder. „Danket heut mit Lied und Worten“ huldigt der „Schöpfung, wie wir sie hier auf der BUGA gut sehen können“, erklärt René Clair. Und nach zwei weiteren Lobliedern zeigt sich die intonale Präzision des Chores, der unter anderem auch 2006 an der Chorolympiade in China teilnahm. „Alleluia“ führt chromatisch durch die Tonarten. In Halbtonschritten geht es mehrstimmig auf- und abwärts, vom leisen pianissimo bis ins starke fortissimo. Und es klingt leicht, unangestrengt, fröhlich.

Stille fördert die Wahrnehmung

Das Programm solle zum Nachdenken anregen, so René Clair in seiner Moderation. „Hör in den Klang der Stille, nimm dir Zeit, Muße für eine innere Einkehr“. Wahrnehmung hänge nicht zuletzt von einer inneren Stille ab. Und weiter heißt es im Lied „Heute ist in uns Feiertag, Sorgen fliehn davon … Licht vertreibt das Dunkel … fang den Frieden ein.“ Nachdem die Endlichkeit des Lebens im in Berlin besonders bekannten „Tick, tack“ von Max Hölting besungen ist gibt es ein akustisch besonderes Erlebnis: Die Sänger stellen sich rund um die Zuhörer und intonieren „Thanks be to Thee“ – Dank sei dir Herr. Der Zuhörer, eben noch mitgerissener Konsument, wird Teil der Inszenierung, Teil des Chores und des Konzertes, das mit einem besonderen Abendgruß endet. Matthias Claudius erinnert daran, dass der Mensch immer nur einen Teil sieht: „Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost verlachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.“

Wieder ein kurzer Moment andächtiger Stille. Fast meint man, jeder hänge noch einmal der Erinnerung nach, will die Stille nicht brechen. Dann gibt es kein Halten mehr: Ein nicht enden wollender Applaus für den Chor. René Clair bedankt sich und bietet eine Zugabe an. Das „Halleluja“ von Hermann Ober, auswendig vorgetragen, lässt Sängerinnen und Sänger ein letztes Mal an diesem Abend zur Hochform auflaufen. „Denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen. Halleluja! Amen!“

Stadtbesichtigung

Der Chor war bereits gegen Mittag in der BUGA-Stadt angekommen und am Brandenburger Dom vom Vorsteher der Gemeinde, Hirten Jörg Golz, begrüßt worden. Einer kurzen Dombesichtigung schloss sich ein Rundgang durch den historischen Stadtkern der „Brandenburger Neustadt“ an. In der St. Katharinenkirche, erstmals im Jahr 1217 urkundlich erwähnt, trug der Chor einige Lieder vor. 

„Der kleine Chor Hamburg“ ist 2004 aus Anlass der Chorolympiade in Bremen gegründet worden und hat inzwischen regional und überregional etliche Konzerte in christlichen Kirchen vorgetragen. 2009 gestalteten die Sängerinnen und Sänger einen Rundfunkgottesdienst aus der katholischen Kirche Verden/Alder, der im Nordwestradio Niedersachsen live übertragen wurde. Der Chor versteht sich als Brücke zwischen Konfessionen und Kulturen. Schwerpunkte der Vorträge des 22 Mitglieder umfassenden Ensembles sind selten vorgetragene geistliche Chorwerke der Romantik und Chormusik des 20. Jahrhunderts. Der Chor gehört zur Neuapostolischen Kirche Norddeutschland und ist Mitglied im Kreischorverband Rotenburg und im Chorverband Niedersachsen-Bremen. Geprobt wird regelmäßig ein- bis zweimal monatlich.

Text/Fotos: jel

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