Am Sonntag, 23. August 2015 bot die altehrwürdige Klosterkirche St. Pauli in Brandenburg nicht nur die Kulisse für die Aufführung des David-Oratoriums. Sie wurde vielmehr Bestandteil der Aufführung der etwa 100 Sänger und 30 Orchestermitgliedern aus den mitteldeutschen Gebietskirchen. Unter ihrem musikalischen Leiter Manuel Helmeke führten sie mit den Sprechern Alexandra Maaß und Richard Bartels sowie den Gesangssolisten Marie Henriette Reinhold und Philipp Jekal durch das Leben des Königs und Psalmisten David.
Es ist ein sonniger, lauer Sommerabend vor dem Paulikloster in Brandenburg an der Havel. Die Konzertgäste begeben sich nach und nach in den von hohen Säulen beherrschten schlichten Kirchenraum, errichtet im Stil der Backsteingotik. Nach dem letzten Krieg lange eine Ruine, erfolgte vor einigen Jahren eine umfassende Sanierung, bei der die Kirche auch wieder mit einer Decke versehen wurde. Im hinteren Chor sind mehrfarbige Glasfenster als ein Relikt der mittelalterlichen Ausstattung zu bewundern. Neben dem Maßwerk der Fenster ist es der einzige Schmuck. So bietet die altehrwürdige Klosterkirche, mit deren Bau als Teil eines Dominikanerklosters bereits im 13. Jahrhundert begonnen wurde, heute eine Location, die für ein Konzert mit geistlicher Musik geradezu prädestiniert ist. Aufgeführt wird das Oratorium „David – Sänger, König und Poet“ des bekannten deutschen Komponisten, Musikers und Dirigenten Klaus Heizmann aus dem Jahr 2004. So verbindet sich an diesem 23. September 2015 ein dreitausend Jahre altes Sujet mit Musik des 21. Jahrhunderts an einem über 700 Jahre alten Aufführungsort.
Über 130 Mitwirkende
Die rund 100 Sänger und etwa 30 Orchestermusiker nehmen erst unmittelbar vor Konzertbeginn im Chor des Kirchengebäudes ihre Plätze ein. Sie kommen aus den drei Gebietskirchen Mitteldeutschlands. Zu den Akteuren zählen auch die beiden Sprecher Alexandra Maaß und Richard Bartels sowie die Gesangssolisten Marie Henriette Reinhold (Mezzosopran) und Philipp Jekal (Bariton), und nicht zu vergessen der musikalische Leiter: Manuel Helmeke. Unter dem Dirigat des Musikpädagogen wurde das Werk bereits im Vorjahr in der Leipziger Paul-Gerhard-Kirche, in der Münchener Olympiahalle anlässlich des Internationalen Kirchentages der Neuapostolischen Kirche und in der neuapostolischen Kirche Stendal aufgeführt. Nun kommt es aus Anlass der Bundesgartenschau 2015 im Havelland erneut zum Vortrag.
Das Oratorium dreht sich um das Leben des Königs Davids und orientiert sich eng an der biblischen Erzählung im Alten Testament. Einzelne Episoden aus dem Leben des Psalmisten wie seine Erwählung als König oder sein Kampf gegen den Philister Goliat werden jeweils durch die Sprecher erzählt und dann durch den Chor, das Orchester und die Solisten entfaltet.
Menschliche Empfindungen glaubwürdig interpretiert
Ganz zu Beginn des Konzerts ist die Querflöte zu hören, die den Raum füllt, als ob ein Vogel zwischen den Backsteinsäulen seinen Weg sucht. Nach und nach kommen Oboe und weitere Instrumente hinzu. Auch Perkussionsinstrumente, ein Synthesizer und – wie sollte es bei David anders sein – eine Harfe gehören zum Ensemble. Im Laufe des Oratoriums ist die Querflöte immer wieder einmal zu hören. Sie erinnert an eine Hirtenflöte, wie sie der Hirtenjunge David vielleicht auch gespielt haben mag. Auch die Blechbläser kommen wiederholt und prägnant zum Einsatz.
Der große Chor vermittelt mit einem furiosen „Lobe den Herrn meine Seele“ einen glanzvollen Einstieg in die Geschichte Davids. Mit diesem Satz endet auch nach knapp zwei Stunden das Oratorium, dann aber ergänzt durch ein Halleluja und ein Amen. So rundet sich das Bild eines faszinierenden Lebens mit Höhen und Tiefen als ein Lob Gottes. Die Vorträge sind durch die homofone Komposition und klare Melodieführung gut verständlich und überzeugen durch Leichtigkeit, Intensität und Präzision. Nahezu alle menschlichen Empfindungen wie Sieg, Zuversicht, Freude, Trauer, Leid und Zorn finden sich wieder und werden durch Chor, Solisten und Instrumentalisten glaubwürdig und in einer beachtlichen dynamischen Weite interpretiert.
Besonders eindrucksvoll ist die Erzählung der für David unrühmlichen Geschichte um Batseba, deren Mann Urija er an die vorderste Kriegsfront schickte und der dort zu Tode kam. Schließlich sprach David sein eigenes Urteil, nachdem Natan ihm sein Verhalten in Form einer Erzählung vor Augen geführt hatte. Das „Du bist der Mann!“, wiederholt gesprochen vom gesamten Chor, lässt Gänsehaut aufkommen.
Eine weitere Besonderheit ist die Integration israelischer Volksmusik. Klezmermusik klingt an. Man merkt, ja hört, wie viel Freude die Sänger und Instrumentalisten gerade an diesen Passagen haben. Nicht umsonst wird dieser Teil auch als Zugabe gewählt, nachdem die Zuhörer den gekonnten und überzeugenden Vortrag des Oratoriums mit lang anhaltendem Applaus belohnen.
Tage der Gemeinschaft in Brandenburg
Die meisten Akteure waren bereits am Vortag nach Brandenburg an der Havel gereist. Sie haben geprobt, waren von der neuapostolischen Gemeinde am Ort zum Grillen im Kirchengarten eingeladen und bereicherten mit musikalischen Beiträgen den Gottesdienst am Sonntagvormittag in übervoller Kirche. Das Wort, das dem Gottesdienst in den neuapostolischen Gemeinden an diesem Sonntag als Grundlage diente, war ein Psalm Davids, der auch im Oratorium als Chorwerk lebendig wird: „Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist …“. – ein schönes Zusammentreffen.
Das Gastspiel der Gebietskirchen Mitteldeutschlands wird vielen, die als Mitwirkende, Einladende oder Eingeladene daran teilhatten, nicht nur ein musikalischer, sondern auch ein persönlicher Gewinn gewesen sein. Etwa, wenn der Eingangs- und Schlusschor „Lobe den Herrn meine Seele …“ als „Ohrwurm“ wieder aufscheint.
Weitere Aufführung geplant
Wem es nicht möglich war, eine der bisherigen Aufführungen zu verfolgen, hat noch einmal Gelegenheit dazu: Am Samstag, 5. September 2015 um 17 Uhr wird das Oratorium im Großen Saal des „congress centrum neue weimarhalle“ (UNESCO Platz 1, 99423 Weimar) als Benefizkonzert zugunsten der Initiative „Wasser für Afrika“ aufgeführt.
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Text: MM
Fotos: dru