Die Sänger beim Vortrag von "O Haupt voll Blut und Wunden".

Der Weg Paul Gerhardts - Kirchenmusik zur Erntedankzeit

Die Konzerte zum Paul-Gerhardt-Jahr in der katholischen Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Zehlendorf und der neuapostolischen Kirche Berlin-Charlottenburg zogen zusammen gut 600 Zuhörer an.

"Es war schon zu Lebzeiten nicht sein Bestreben, Schlagzeilen zu machen." So leitete Marita Goga die Konzertaufführungen im Paul-Gerhardt-Jahr ein, die die Besucher am Samstag, dem 6.10., in die katholische Herz-Jesu-Kirche in Zehlendorf und am darauffolgenden Sonntag in die neuapostolische Kirche Berlin-Charlottenburg führten.  Und doch stand Gerhardts Leben und Dichten ganz selbstverständlich im Vordergrund der Konzerte, und wurde in insgesamt vier kurzen Lesungen vor und zwischen den einzelnen Konzertblöcken den Besuchern nähergebracht. Natürlich waren die schweren Lebensumstände Gerhardts präsent, die sich auf faszinierende Weise zwar in seinen Gedichten finden, aber stets mit einem Schatz an Glaubenszuversicht gepaart sind. So konnte Gerhardt sich "frei schreiben", sich selbst befreien durch seine Dichtung, und sogar anderen von seinem festen Glauben abgeben.

Zwei Vertonungen von Johann Sebastian Bach zu den Texten "Nun ruhen alle Wälder" und "Nicht so traurig, nicht so sehr", die der eigens gebildete Projektchor vortrug, bildeten den Auftakt der Konzerte. Der von Andreas Melswich geleitete Chor überzeugte mit technischer Finesse und exakter Ausführung, aber besonders mit seiner Emotionalität, die den Texten wie den Tonsätzen voll gerecht wurde. Kantor Jürgen Schulz schloß mit einem solistisch vorgetragenen Orgelteil, Präludium und Fuge in G-Dur von Felix Mendelssohn-Bartholdy, den ersten Programmblock.

Den zweiten Vortragsblock leitete wiederum der Chor mit einer Vertonung von "Befiehl du deine Wege" von A. Becker ein. Das Zentrum dieses Teils bildeten zwei Sätze aus Haydns Schöpfung, die mit beeindruckenden Sologesangstimmen und Orgel vorgetragen wurden. "Warum sollt' ich mich denn grämen" schloß der Chor, wiederum mit einem Bachsatz.

Nach einer kurzen Lesung zum Leben Paul Gerhardts stellte der Chor den Text "Gib dich zufrieden und sei stille" vor. In vierhändigem präzisen und ausdrucksstarken Orgelspiel ergänzten Martina Prahst und Norbert Radtke mit Hesses Fantasie d-moll, op. 87, einen passenden Akzent. Den Abschluß und Höhepunkt des Programms bildete schließlich Felix Mendelssohns Choralkantate "O Haupt voll Blut und Wunden"; hier harmonierten Chor, Basssolo und das Instrumentalensemble und wurden mit lang anhaltendem Applaus gefeiert.

Beide Konzerte waren mit jeweils etwa 300 Zuhörern sehr gut besucht. Das musikalische Zusammenwirken zwischen dem Projektchor, der sich vor allem aus den Bezirken Nordwest und Südwest zusammensetzte, dem evangelischen Instrumentalkreis und den Organisten machte einen sehr positiven Eindruck.

Beim ersten Konzert trug die Gastfreundschaft der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde und die wunderbare Akustik der Zehlendorfer Kirche ein großes Stück zum Gelingen des Konzerts bei. Zum Abschluss des zweiten Konzertes verabschiedete Apostel Hans-Jügen Berndt die Zuhörer mit einem Gedanken aus der Heiligen Schrift: "Es lasse ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn nennt." (2. Timotheus 2, aus 19)

Mathias Eberle.

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