umrahmt der Kinderchor den Familiengottesdienst.

Familientag in Wittenau

Knapp 200 Kinder, Eltern und Betreuer trafen sich am Sonntag, 29. Mai 2016 in der Berliner Gemeinde Wittenau. Bezirksvorsteher Bodo Thurmann hatte zum Familientag eingeladen. Neben der Feier eines gemeinsamen Gottesdienstes ging es um die Vermittlung von Impulsen zur Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden, die zuvor von Arbeitsgruppen unter der Regie der Fachberater des Bezirksapostels gesammelt wurden.

Es ist sonnig und schon am Morgen warm. In der Kirche Berlin-Wittenau versammeln sich Kinder, ihre Eltern und Betreuer zum gemeinsamen Gottesdienst. Linker Hand sitzt der Kinderchor. Fröhlich danken sie Gott und rufen auf: "Sing mit mir ein Halleluja". Im Verlaufe des Gottesdienstes werden sie weitere Titel begleitet vom Klavier vortragen. Und auch die anderen Gottesdienstteilnehmer werden integriert. Auf einem Zettel finden sich nicht nur Hinweise zum Tagesablauf, sondern auch die Lieder, die in einer Art Wechselgesang gemeinsam gesungen werden. Und so ist auch gleich nach Verlesen des Bibelwortes für Stimmung gesorgt: "Laudato si" - klingt es gemeinsam durch den Kirchensaal.

Mit Jesus verbunden sein

Bezirksältester Thurmann legt dem Gottesdienst Apostelgeschichte 5,42 zu Grunde und kommt immer wieder auf das Motto der Konfirmandenunterrichte "Auch ich will..." zurück. Christ zu sein, sei "nicht immer einfach, das geht nicht ohne Anstrengung", stellt er klar. Als Beispiel führt er die Brautwerbung des Elieser an. Dieser war von seinem Herrn Abraham beauftragt für dessen Sohn Isaak eine Braut zu suchen. Dafür schickt er ihn zurück in das Land seiner Verwandtschaft. Bei seiner Ankunft in Haran lagert der Knecht an einem Brunnen vor der Stadt. Er bittet eine der aus der Stadt kommenden Frauen, um Wasser aus ihrem Krug, woraufhin sie auch den Kamelen zu trinken gibt, das zuvor von Gott erbetene Zeichen für die richtige Frau. "Wisst ihr eigentlich, wieviel Wasser so ein Kamel säuft", fragt er in die Runde. "Viele Liter", gab er selbst die Antwort. Rebecca habe diese Arbeit und auch die nachfolgende Reise durch die Wüste in Kauf genommen, "sie hatte eine große Zukunft". Auch für Eltern sei Durchhaltevermögen entscheidend. "Das Ergebnis der Erziehung ist nicht immer gleich sichtbar". Mitunter käme auch Verzweiflung bei den Eltern oder Lehrern ins Spiel. Aber, die "Ausrichtung auf Jesus Christus bietet Halt für eure Kinder. Sie mit Jesus Christus zu verbinden ist eine optimale Gewinnanlage." Sein Stellvertreter im Kirchenbezirk, Bezirksevangelist Dietmar Manzl, bezieht sich auf die gemeinsame Musik im Gottesdienst. Er lehnt sich an ein bekanntes Lied aus dem neuapostolischen Gesangbuch an: Kinder mit Jesus verbinden bedeute, sie zu lieben, aufwärts zu schauen und auf den Herrn vertrauen. So sei das Vertrauen zu Jesus Christus mehr als ein bloßes verbunden sein, "das ist verwurzelt sein". Aufwärts schauen und Gott vertrauen bedeute auch gemeinsam zu Gott zu beten und sich so an ihn "zu binden".

Über den Tellerrand schauen

Es ist inzwischen nicht mehr warm, es ist heiß in der Kirche zu Wittenau. Die Sonne hat ganze Arbeit geleistet. In der folgenden Mittagspause sieht man dennoch entspannte Gesichter auf dem Kirchenhof, hatte doch der Wetterdienst Gewitter und Regen angesagt. Vorsichtshalber stehen zwei große Zelte über dem Buffet, zu dem jeder etwas beitragen konnte und in dem sich die Vielfalt der Anwesenden widerspiegelt. Heiße Würstchen, Bouletten, unterschiedlichste Salate und Kuchen bis hin zur Melone - hier kann jeder etwas finden. Für die Kinder bietet sich im Anschluss ein ebenso vielfältiges Programm. Im Keller der Kirche kann man Instrumente ausprobieren. Flötentöne, das von Kinderhänden erzeugte Kratzen einer Geigensaite schwirren durch das Gebäude. Oben auf der Wittenauer Empore im Kirchensaal erläutert Peter Gethöffer, Organist in der Gemeinde Wittenau, die Pfeifenorgel. Und auch hier kann man "mal probieren".

Später versammeln sich die Eltern und Betreuer der Kinder im Kirchensaal. Alexander Pusch, Beauftragter für die Arbeit mit den Kindern im Kirchenbezirk Berlin-Nord stellt die Grundzüge der Kinderarbeit über Vorsonntagsschule, Sonntagsschule, Religions- und Konfirmandenunterricht dar. Er berichtet von einer Initiative, die sich im Auftrag des Bezirksapostels Wolfgang Nadolny mit der sich verändernden Situation in den Gemeinden beschäftigt: Weniger Kinder und weniger Lehrkräfte. In jeweils zwei Veranstaltungen in den Sprengeln der Berliner Kirchenbezirke waren Ideen gesammelt worden, wie man mit dieser Situation umgehen könne. "Nicht jede Idee taugt für jede Gemeinde", so Alexander Pusch. Aber in der Sammlung könne man einige Anregungen finden und müsse "nicht jedes Rad neu erfinden". So seien gemeinsame Unterrichte mit Nachbargemeinden inzwischen gelebte Praxis. Das verbinde auch die Kinder untereinander, vergrößere die Gemeinschaft und biete auch die Möglichkeit, eine altersgerechte Differenzierung des Stoffes zu erreichen. Auch gemeinsame Aktionen mit Jugendlichen seien möglich, damit die Kinder nach der Konfirmation nicht einen völlig neuen Personenkreis auffinden würden. Im Ergebnis seien zirka 100 Ideen zusammen getragen worden.

Inzwischen ist es in der Kirche beinahe unerträglich warm. Und so löst sich die Runde schnell auf. Aber auf dem Hof geht es weiter. Hier und da stehen kleine Gruppen zusammen, tauschen Erfahrungen aus oder nutzen einfach die Zeit, "mal wieder miteinander zu sprechen". Bezirksältester Thurmann hatte in seinen abschließenden Worten dazu ermuntert, "über den Tellerrand der eigenen Gemeinde zu schauen" und damit den Kindern Zusammenkünfte zu ermöglichen, die sie stärken und begeistern würden. Und wenn man sich die gerade zurück gekehrten, entkräfteten Fußballer anschaut, sieht man, der erste Schritt ist mit diesem Familientag getan.

Text/Fotos: jel

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