Pilatus habe dem Volk die Wahl gelassen, wer frei sein sollte und wer gekreuzigt würde, begann Stammapostel Jean-Luc Schneider seine Predigt. Die römische Justiz habe die Vorwürfe gegen Jesus gründlich geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, "der Mann ist unschuldig". Das Volk sei aber aufgebracht gewesen, so dass Pilatus die Entscheidung letztlich dem Volk überlassen habe. "Und die Menschen haben ihre Entscheidung getroffen und schickten den Unschuldigen in den Tod." Ihnen sei es nicht um die Wahrheit gegangen, so der Stammapostel, "ihr irdisches Leben war ihnen wichtiger als die Beziehung zu Gott". Das sei auch schon im Paradies so gewesen. Die Menschen hätten die falsche Wahl getroffen. Auch dort seien ihnen die vermeintlichen Vorteile wichtiger gewesen, als ihr Verhältnis zu Gott. Aber: "Das hat an der Liebe Gottes nichts geändert!" Gott habe sogar die lieb, die sich gegen ihn wenden, deshalb habe er seinen Sohn in die Welt gegeben. Gott habe sich mit den Menschen solidarisiert und bewiesen, dass er auf der Seite des Menschen stehe. In Jesus Christus habe er unter schlimmen Verhältnissen gelitten: Korruption, politische Machtspiele, Lügen und Egoismus habe er ertragen müssen. "Gott ist solidarisch mit den Menschen, die heute unter solchen Umständen leiden." Er liebe sogar die, "die ihn verraten, verurteilen, getötet haben". Selbst die Gottferne habe Jesus Christus erlitten und in seiner letzten Stunde, als er sich von seinem Vater verlassen gefühlt habe, gespürt, wie weit ein Sünder von Gott entfernt sei. Aber, resümierte der Stammapostel, "Jesus hat bewiesen, ein Mensch kann mit der Hilfe Gottes das Böse überwinden". Die Kraft dafür habe Jesus aus der Verbindung mit seinem Vater geschöpft und bis zuletzt das Vertrauen zu ihm bewahrt.
Das Böse mit Vertrauen zu Gott überwinden
Im neuen Bund habe Gott den Menschen seine Nähe angeboten. Wer an Jesus Christus glaube, habe auch Anteil an seinem Sieg gegen die Sünde. Der Glaube sei die Voraussetzung, die Vergebung der Sünden zu erfahren und in das Reich Gottes einzugehen. "Jetzt liegt es an uns: Welche Wahl treffen wir? Wie wichtig ist uns die Gemeinschaft mit Gott?", das sei die große Frage, die beantwortet werden müsse. Sich für Gott entscheiden heiße, bei Jesus Christus zu bleiben und seinen Willen auszuführen, auch wenn das bedeute, die eigenen Wünsche zurückzustellen, den eigenen Willen aufzugeben. Selbst in der schlimmsten Situation sei Jesus Christus der Wille seines Vaters bedeutend gewesen, nämlich die Liebe Gottes zu den Menschen zu zeigen. "Jesus Christus ist für uns gestorben", so Stammapostel Schneider. "Wir sind keine Fanatiker, sondern gläubige Christen in kindlichem Vertrauen zu Gott." Wenn das in der eigenen Seele lebe, könne man Auferstehung erleben, wie sie Christus erlebt habe. "Ja, die Auferstehung wird kommen. Wir werden das Hochzeitsmahl mit Jesus Christus feiern", bekräftigte der Stammapostel.
Der wertvolle Schatz Jesus Christus
Apostel Manuel Luiz wandte sich in seiner Predigt ebenfalls an die versammelte Gemeinde. In Deutschland gebe es unter Paaren den Begriff "Schatz" für den anderen. "Jesus Christus ist unser Schatz", so der Apostel. Und er führte das Gleichnis Jesu von der Frau an, die von zehn Drachmen eine verloren hatte. Sie suchte überall im Haus bis sie die eine Drachme wiedergefunden hatte. Danach habe sie voller Freude ihren Nachbarn davon berichtet. Vielleicht sei hier und da die Drachme der "ersten Liebe in unserem Haus verloren gegangen", so der Apostel. Die müsse dann wieder gesucht werden. "Wir werden Jesus sehen, wie er ist", diese Freude gelte es, mit anderen zu teilen.
Weitersehen auf die Auferstehung
Apostel Manfred Schönenborn wurde vom Stammapostel ebenfalls zu einem Predigtbeitrag gerufen. Er habe, so begann er seine Predigt, recherchiert, was denn die Einwohner von Cottbus zu ihrer Stadt sagen würden: "Ein Fleckchen Erde zum Wohlfühlen", gab er gleich die Antwort. Das habe er auch an diesem Karfreitag so empfunden, weil "der Stammapostel gesagt hat: Gott liebt euch alle!" Diese Liebe Gottes sei unkündbar, ähnlich der "Liebe zu unseren Kindern". Jesus Christus habe aber auch in allen Situationen in die Zukunft gesehen. Beim Einzug in Jerusalem habe er sein Leiden schon vor Augen gehabt. Aber auch in den schwersten Stunden und bei seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane habe er schon gesehen: Die Auferstehung kommt. "Lasst uns zu denen gehören, die weitersehen, auch wenn wir schwere Situationen erleben müssen. Weitersehen auf die dauerhafte Gemeinschaft mit Gott."
Vorbereitend auf den Karfreitagsgottesdienst fand am Vorabend in der Kirche Cottbus eine Feierstunde statt. In dieser Andacht las die Jugend des Kirchenbezirks die Passionsgeschichte. Eingeladen waren dazu die Gemeindevorsteher mit ihren Frauen.