Er sei nicht nach Berlin gekommen, um zu predigen, so der Stammapostel. Ihm sei es wichtig, "den Segen und den Trost und die Kraft Gottes mit euch zu teilen". Das Leben sei noch immer sehr eingeschränkt und die beinahe täglichen Hiobsbotschaften würden mit der Zeit bedrückend. Daraus könne eine Missstimmung entstehen. "Und dafür ist es schön und gut, dass wir immer wieder zum lieben Gott kommen können, der uns dann stärkt und tröstet und aufrichtet."
Drei Gründe für ein Lobopfer
Als Bibelwort legte er dem Gottesdienst Hebräer 13, 15-16 zugrunde: "So lasset uns nun durch Ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit anderen zu teilen vergesst nicht, denn solche Opfer gefallen Gott." Und er habe überlegt, ob der fast schon provokative Gedanke, allezeit Lobopfer zu bringen, überhaupt in die Zeit passe. Auch Paulus und Silas hätten manche Bedrängnis erlebt, seien ins Gefängnis geworfen worden - und hätten Gott gelobt. "Ich weiß nicht, ob ich so reagiert hätte?" Aber es gehe nicht um Lobgesang, um die positive Bewertung einer Situation, sondern um Lobopfer. "Das ist etwas anderes." Gott erwarte nicht von den Gläubigen, dass sie jeden Tag jubelten und Lobgesänge sängen. Aber das Opfer Jesu Christi sei der größte Liebesbeweis. Er zeige sich darin dem Menschen gegenüber solidarisch bis in den Tod, das sei der erste Grund für ein Lobopfer. Als zweiten Grund benannte Stammapostel Schneider die Dankbarkeit für die Zukunft: "Wir haben hier keine bleibende Stadt. Wir haben ein 'ewiges Zuhause', das auf uns wartet." Der dritte Grund sei die Beständigkeit der Liebe Jesu. Die Bibel beschreibe Jesus Christus als den einen, "gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit". Wer der Liebe Jesu Christi glaube, "vertraut der Liebe Gottes, auch wenn er etwas nicht versteht." Das schaffe Stabilität und Zuversicht im Leben des Glaubenden. Er verliere niemals das Ziel aus den Augen und "ist immer zukunftsorientiert."
Keine Ausreden mehr
Aber sei das überhaupt noch möglich in der modernen Zeit? Müsse nicht auch dieser Glaube eine Anpassung erfahren? Stammapostel Schneider zitierte als Antwort darauf aus dem Buch des Predigers: "Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht." (Prediger 11,4) Stammapostel Richard Fehr habe den Wind mit Geistesströmungen verglichen. Wer auf die Geisteswinde höre, "auf die Geistesströmungen der Zeit, der hat immer eine Ausrede, nichts zu tun." 'Allezeit Lob opfern' bedeute: Unabhängig von einer aktuellen Strömung, unabhängig von aktuellen Meinungen sich zu Christus bekennen und "im Sinne Jesus Christus reden und handeln." Die Nachfolge Christi sei keine Strategie, um neue Mitglieder zu gewinnen. "Wir glauben an Jesus Christis, deshalb folgen wir ihm nach. Deshalb wollen wir werden wie er. Deshalb reden und handeln wir im Sinne Jesu Christi."
Evangelium ist Zukunft
Er beobachte in immer weiteren Kreisen, dass Menschen verunsichert und orientierungslos seien. Man suche sich alternative Informationen, vertraue denen mehr als offiziellen Veröffentlichungen und sei letztlich verunsichert. Er ziehe aus dieser Beobachtung kein Urteil, "das ist nicht meine Angelegenheit". Aber dieser Orientierungslosigkeit habe das Evangelium etwas entgegen zu setzen: Paulus habe dazu gesagt, "Wir tun gut, wenn wir unsere Rede mit dem Salz des Evangeliums würzen." Es gehe nicht darum zu predigen, sondern die eigene Zuversicht zu vermitteln. "Wir haben unsere Werte, das sind die Werte des Evangeliums. Das ist für uns die Referenz!" Das Evangelium sei nicht überholt und von gestern. "Für uns ist das Evangelium die Zukunft.", so der Stammapostel. "Der Tag wird kommen, und er kommt, wo alle Welt sehen wird: Das ist die Wahrheit!" Die Nächstenliebe habe darüber hinaus aber auch eine sehr praktische Dimension. "Gutes zu tun und mit anderen zu teilen." Er sei immer wieder begeistert, wenn er die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Menschen untereinander sehe, etwa bei Naturkatastrophen. Mit dem Anderen teilen bedeute aber auch, seine Zeit zu teilen. "Wir wollen auch mit denen weinen, die weinen und uns mit denen freuen, die sich freuen."
Ruhesetzung und Ausblick
Er freue sich, Apostel Katens selbst in den Ruhestand verabschieden zu können. In den letzten Monaten sei es mehrfach vorgekommen, dass er diese Handlung an die Bezirksapostel delegieren musste, weil er nicht reisen konnte. "Das freut mich, dass ich heute nach Berlin kommen durfte, um dem Apostel meinen Dank auszusprechen." Er habe ihn als einen Mann mit tiefem Glauben erlebt. "Der wahre, tiefe Glaube an Jesus Christus, an sein Wort und an seine Liebe." Das seien bei Apostel Katens keine Worte gewesen, sondern eine Tatsache: Er habe in guten Zeiten an die Liebe Gottes geglaubt "aber auch, wenn es mal ganz schlimm war und die Gebete nicht erhört wurden." Dazu sei ein tiefer Glaube an die Sendung gekommen. "Ich bin vom Herrn gesandt, er wird mit mir sein." Dieser Glaube an die Berufung habe ihn stark gemacht und sei Grundlage gewesen, ein starker Amtsträger zu sein. Er danke ihm auch im Namen von Stammapostel Wilhelm Leber und Teile dieses Dankes gingen auch "in die jenseitige Welt". Seine heimgegangene Frau Christiane sei genauso inbegriffen wie Nora. "Beide haben dich unterstützt und unterstützen dich noch in deiner Arbeit. Wir wünschen dir einen erfüllten, gesegneten und frohen Ruhestand. Du sollst das genießen", so Stammapostel Schneider. Zuvor hatte er bekannt gegeben, wie es in der Gebietskirche Berlin-Brandenburg weitergehen solle. So werde ab November 2021 Apostel Helge Mutschler (Nord- und Ostdeutschland) auch Bezirksapostel Wolfgang Nadolny als Bezirksapostelhelfer unterstützen. Bei dessen Ruhesetzung würden die bekanntermaßen die beiden Gebietskirchen fusioniert. Es sei geplant, dann auch wieder einen Apostel für die Region Berlin-Brandenburg zu ordinieren.