Knapp 450 Gläubige haben sich in der Gemeinde zum Gottesdienst eingefunden

Palmsonntag: Stammapostel Leber in Potsdam

Stammapostel Wilhelm Leber hat die neuapostolischen Gläubigen anlässlich des Palmsonntags dazu aufgerufen, sich zum eigenen Glauben zu bekennen und Stellung zu beziehen. "Wo der Herr wirkt, da muss man Stellung nehmen", sagte der oberste Geistliche der Kirche im Gottesdienst am 1. April 2012 in der Gemeinde Potsdam. Begleitet wurde er bei seinem Besuch in der Gebietskirche Berlin-Brandenburg von den Aposteln Volker Kühnle (Süddeutschland) und Wolfgang Schug (Nordrhein-Westfalen).

Als Grundlage seiner Palmsonntags-Predigt hatte Stammapostel Leber einen Vers aus dem Matthäusevangelium gewählt: "Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: Wer ist der?" (Mt 21,10). "Ich finde diesen Satz bemerkenswert, weil er zeigt, dass keiner Unbeteiligt blieb", führte er dazu aus. "Alle haben gespürt, dass etwas Besonderes geschieht. So war das immer, wenn der Herr Jesus auftrat."

"Ein Fluch der Zeit, sich vor Entscheidungen zu drücken"

Auch heutzutage gelte es Stellung zu beziehen, etwa zum gepredigten Wort Gottes. Nach einem Gottesdienst müsse man sich sagen, "dieses und jenes Gehörte will ich umsetzen in meinem Leben", so der Stammapostel. Und auch zur Wiederkunft Christi müsse ein neuapostolischer Gläubiger sich klar positionieren: "Rauscht das an uns vorbei? Oder sagen wir: Ja, Herr, komm! Wir wollen Stellung beziehen, wenn wir angesprochen werden am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft, dass wir auf die Wiederkunft des Herrn warten."

Eine Haltung haben sollte man auch zu "Angeboten der Zeit", wie es Stammapostel Leber formulierte ohne diese dabei konkreter zu benennen. "Mit dem, was uns angeboten wird, müssen wir sorgsam umgehen und fragen: Ist das nützlich und heilsam oder nicht?" Es sei ein "Fluch dieser Zeit", sich vor Entscheidungen zu drücken. "Das taugt nichts."

Nicht an der Liebe Gottes zweifeln

Zuvor war der Stammapostel in seiner Predigt auf das Bild des in Jerusalem einziehenden Gottessohnes eingegangen: "Auf einem Esel ist er eingeritten – das ist ein Bild der Demut, der Bescheidenheit. Es liegt nahe zu sagen: Das erwartet der Herr auch heute von den Seinen." Auch die "Braut Christi" müsse sich "Herzensdemut" aneignen. "Demütig sein vor Gott – auch dann, wenn Verhältnisse da sind, die wir vielleicht bedrückend empfinden, bei denen wir nicht verstehen, warum." Demut bedeute, nicht zu zweifeln an der Liebe Gottes.

Als Beispiel verwies er auf den verstorbenen südafrikanischen Bezirksapostel i.R. Johann R. Kitching. Er war am 7. März durch einen Unglücksfall ums Leben gekommen, nur fünf Wochen nach seiner Ruhesetzung. Bei der Trauerfeier sei er auf eine erschütterte Gemeinde getroffen, sagte Stammapostel Leber. "Wir, die wir ihn kannten, waren alle erschüttert. Und da gibt es auch keine Antwort auf die Frage, warum. Aber auch dann ist es gut in der Demut zu bleiben und zu sagen: Lieber Gott, wir beugen uns unter deinen Willen."

"Schauen wir uns gegenseitig als von Gott gegeben an"

Und auch auf eine weitere biblische Geschichte, die sich an das Palmsonntagsgeschehen anfügt, ging der Stammapostel ein: die sogenannte "Tempelreinigung", bei der Jesus die Tische der Händler und Geldwechsler umwirft und sie aus dem Tempel treibt. "Er hat drastisch reagiert und damit zum Ausdruck gebracht: Das ist Gottes Haus, das muss heiliggehalten werden." Dies sei auch die Lehre, die sich heutzutage daraus ziehen lasse: "Was heilig ist, muss heiliggehalten werden."

Dabei bedeute das Heilighalten des Wortes Gottes nicht, "dass man nicht mal etwas sagen, seine Meinung äußern kann", es komme dabei vielmehr auf den Umgang miteinander an. "Derjenige, der predigt, wird auch mal Gedanken aussprechen, die, wenn man sie auf die Goldwaage legt, keinen Bestand haben." Dies ändere aber an der Qualität des Wortes Gottes nichts. Dies müsse "fein säuberlich" voneinander getrennt werden. "Die Amtsträger sind fehlbare Menschen, aber das Amt selbst ist von Gott gegeben und heilig. Das wollen wir nicht antasten, sondern immer die Grenze sehen, die da besteht." Dies gelte auch für die Gemeinschaft miteinander, sie sei ebenfalls von Gott gegeben und deshalb heilig. "Wenn wir uns so gegenseitig ansehen, als von Gott gegeben, dann schauen wir nicht so sehr auf die Fehler und Schwächen, sondern dann sehen wir auf das Verbindende."

Zu weiteren Predigtbeiträgen rief der Stammapostel die mit ihm angereisten Apostel Kühnle und Schug sowie den Berliner Apostel Hans-Jürgen Berndt. Mitgestaltet wurde der Gottesdienst musikalisch von einem 50-köpfigen Kinderchor des Kirchenbezirk Berlin-Südwest, der mit mehreren Beiträgen Akzente setzte, unter anderem direkt nach der Bibellesung am Beginn.

Von Potsdam aus wurde der Gottesdienst per Satellit in 68 Gemeinden in Berlin und Brandenburg übertragen.

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