Der Countdown läuft: In wenigen Stunden beginnt für die neuapostolischen Christen in Oranienburg ein neues Kapitel in ihrer Kirchengeschichte. Am Wochenende wird Stammapostel Wilhelm Leber eine neues Kirchengebäude in der nördlich von Berlin gelegenen Kreisstadt weihen. Am Mittwoch, 23. Juli, hieß es deshalb Abschiednehmen vom bisherigen Versammlungsort.
Am Mittwochabend endete für die Oranienburger Glaubensgeschwister nach 99 Jahren eine Ära auf dem Hinterhof der Bernauer Straße 37. Die rund 140 Gemeindemitglieder und Gäste erlebten einen bewegenden Gottesdienst mit Apostel Hans-Jürgen Berndt. Die Freude auf den Einzug in das neue Kirchengebäude sei verständlich, aber viel bedeutender sei der angekündigte Besuch des Stammapostels aus diesem Anlass, so der Apostel. Der Vorsteher des Kirchenbezirks Berlin-Nord, Bezirksältester Bodo Thurmann, erwähnte, dass es nun gelte, das neue Haus aktiv mit Leben zu erfüllen, und es nicht bei einer einmaligen Aktion zu belassen. Nach dem Gottesdienst wurde das Abschiednehmen vom alten Kirchengebäude mit einem Imbiss abgerundet.
Sucht man nach den Anfängen der Gemeinde Oranienburg, stößt man im Jahr 1898 auf eine Geschichte, die sich so erzählt: Damals hatten sich die Glaubensgeschwister Alwine und Berthold Kuhnke in Glashütte bei Oranienburg niedergelassen. Gottesdienste wurden bis in das Jahr 1901 bei ihnen in der Wohnung gefeiert. Dafür reisten Amtsträger aus der Berliner Gemeinde Moabit an. Dann aber wurde Berthold Kuhnke zum Priester ordiniert und später (1906-1934) der erste Vorsteher der Gemeinde Oranienburg. Zu seinem Geburtstag, so erzählt es die Geschichte, erfreute der Gemeindechor seinen Vorsteher, der inzwischen eine Wohnung in der Bernauer Straße 37 in Oranienburg bezogen hatte, mit einigen Liedern. Dies wiederum beeindruckte den Hauswirt der Kuhnkes so sehr, dass er dem Vorsteher anbot, auf seinem Grundstück eine Kapelle für die Neuapostolische Kirche zu errichten und diese an die Gemeinde Oranienburg zu vermieten.
Dieses Angebot wurde dankbar angenommen und die Oranienburger Kirche, die bis heute als Versammlungsstätte diente, am 18. September 1910 geweiht. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude mehrfach umgebaut. Doch die Jahrzehnte hinterließen auch ihre Spuren: Bauliche und statische Mängel häuften sich. Diese wären nur noch mit hohem finanziellen Aufwand zu beseitigen gewesen, weshalb sich die Kirchenleitung für einen Neubau entschied. Mitte 2008 begannen die Bauarbeiten für das nun fertiggestellte neue Gotteshaus in der Erzberger Straße 43.
Vor der offiziellen Weihe im Gottesdienst am Sonntag wird es am Vortag im Beisein des Stammapostels eine Feierstunde mit der Gemeinde sowie allen am Bau Beteiligten geben.
MM/thg