Am Silvestertag 2010 erhielt die Gemeinde Berlin-Kaulsdorf ihr modernisiertes und vergrößertes Gemeindehaus nach einer einjährigen Umbauzeit zurück. Zu diesem Ereignis hatte sich Bezirksapostel Wolfgang Nadolny angekündigt um im Jahresabschlussgottesdienst diesen denkwürdigen Tag gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern zu begehen.
„Ich heiße alle zum ersten und letzten Gottesdienst willkommen“, mit dieser für den Wiederbezug einer Kirche sehr ungewöhnlichen Begrüßung zu Beginn des Gottesdienstes erntete Bezirksapostel Nadolny zunächst erstaunte Gesichter. Es war tatsächlich der erste und zugleich der letzte Gottesdienst, der im Verlauf des Jahres an diesem Standort stattfand, denn seit Neujahr 2010 besuchten die Geschwister aus Kaulsdorf die Gottesdienste in Berlin-Lichtenberg. Der Gemeinde gab er für die Zukunft ihres Gotteshauses ein Bibelwort mit auf den Weg: „Herr, hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber.“ (5. Mose 33 aus 27) Gnade vor Gott zu finden umfasse auch die Bitte, der Herr möge nicht an seinem Gotteshaus und seiner Gemeinde vorübergehen, so der Bezirksapostel. Zudem forderte er die Gläubigen auf, ihre Gemeinde als Licht in diese Zeit leuchten zu lassen. Den Kindern erklärte er anschaulich, dass man sich dorthin, wo Licht ist, automatisch hingezogen fühle. „Das war schon bei Hänsel und Gretel so“, weckte Bezirksapostel Nadolny nicht ohne Schmunzeln ihre Aufmerksamkeit.
Im weiteren Verlauf des Gottesdienstes spendete er einem Säugling das Sakrament der Heiligen Versiegelung, ordinierte drei Diakone für die Gemeinde und den Vorsteher und Gemeindeevangelisten Burkhard Liefke zum Hirten.
Moderner und größer: Wie sich das Haus gewandelt hat
Auf dem Grundstück fällt zuerst der vom Kirchenschiff abgewinkelte Flachbau mit Panoramafenstern auf. Wo sich einst Wiese, Sträucher und Zugangsweg befanden, betritt der Besucher nun das Kirchengebäude durch den neuen, vorgelagerten Gebäudekörper. Neben dessen Foyer- und Begegnungsfläche mit angegliederter Garderobe sind in diesem Gebäudeteil zwei abtrennbare Multifunktionsräume mit integrierter Küchenzeile, die Sakristei sowie die Toiletten und mehrere Abstellflächen untergebracht. Mit seinen dunklen Bodenplatten schafft der Eingangsbereich einen deutlichen Kontrast zum eigentlichen Kirchenschiff. Hier hat der Parkettleger ganze Arbeit geleistet und dem Jahrzehnte alten Eichenparkett einen hellen Schliff verpasst. Hell, warm und einladend wirkt aber nicht nur der edle Holzfußboden des ganz früher einmal als Scheune genutzten Kirchenschiffs. An einer Gebäudewand sind die von den Kaulsdorfer Gemeindemitgliedern einst freimütig als „Schießscharten“ bezeichneten und unbeliebten kleinen Fensterluken zu vertikalen Fensterbändern aufgebrochen worden. Auffällig ist auch die Neugestaltung des Altarraums. Durch den mehr in die Gemeinde gerückten Altar und die Schaffung eines zusätzlichen Podestes fügt sich der Altarraum nicht nur proportional besser in das Kirchenschiff; die Gemeinde hat auch eine für Konzerte und andere Veranstaltungen nutzbare Bühnenflächen erhalten.
Die Um- und Ausbaumaßnahmen waren bereits seit vielen Jahren geplant. Durch die Fusion mit der Nachbargemeinde Berlin-Mahlsdorf im September 2007 zeigten sich die Notwendigkeiten noch deutlicher. Die kleine Sakristei – praktisch einziger Nebenraum – reichte beispielsweise für die Kinderunterrichte nicht mehr aus. Auch waren die Sanitärräume äußerst beengt. Das Kirchengebäude war 1960/61 aus einer alten Bauernscheune errichtet worden, die durch Kriegseinwirkungen zu großen Teilen zerstört war.
Die Projektierung des nun abgeschlossenen Umbaus war eine besondere Herausforderung: da das Kirchengebäude mit zum alten und denkmalgeschützten Dorfanger gehört, waren spezielle Vorgaben des Denkmalschutzes einzuhalten.
DR/KH/jel