Glaube - Hoffnung - Liebe, diesen im Brief des Apostels Paulus an die Korinther beschriebenen Dreiklang wählte Bezirksapostel Wolfgang Nadolny als Grundlage für den Gottesdienst: "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen." Jeder müsse sich selbst prüfen, "bestimmt mein Glaube noch meine Handlungen, mein Denken"? Diese Einschätzung "ganz persönlich, vor sich selbst" zeige, ob der Glaube an Gott auch in schwierigen Situationen stabil sei, so der Bezirksapostel. Eine Gefahr für das Vertrauen gegenüber Gott könne der zunehmende Wohlstand sein. Glaube an Gott sei nicht rational erklärbar, deswegen würde er in der Gesellschaft mitunter mit Dummheit gleichgesetzt. Der Glaube an den Tag des Herrn oder die Wiederkunft Christi "entziehen sich unserer Erfahrungswelt". Und auch der Glaube an die Liebe Gottes werde durch Schicksalsschläge und Enttäuschungen auf die Probe gestellt. Dennoch blieben dies zentrale Punkte des neuapostolischen Glaubens.
Christlicher Glaube ist auf die Zukunft ausgerichtet
Gott habe seine Liebe zu den Menschen dadurch bewiesen, dass er sich nach dem Sündenfall nicht von ihnen abgewandt habe. "Jesus Christus hat uns gezeigt, wie Gott ist und dass man in einer sündigen Welt ohne Sünde leben kann." Man müsse wegen des Glaubens an die Liebe Gottes nicht verzichten, "man kann mit Gott gut leben". Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gnade Gottes befristet sei. "Gott bietet dir und mir Gnade an", dieses Angebot solle man nicht verstreichen lassen. "Wir brauchen die Gnade Gottes und die unseres Nächsten." Dabei sollte der Ärger über die Unvollkommenheit anderer nicht den Glauben an eine Zukunft bei Gott verhindern. "Wer Hoffnung hat schaut nach oben", die Hoffnung auf eine Zukunft bei Gott gebe auch Kraft zur Vergebung. Denn wer auf Christus baue, baue auf das Heil Gottes. Im Gegensatz zu Glaube und Hoffnung, die ein Ende finden, münde die Liebe in die ewige Gemeinschaft bei Gott. Aber "wenn wir viel von der Liebe reden, ist sie da?", fragte Bezirksapostel Nadolny. Mitunter werde der Aufruf, den Nächsten zu lieben, missverstanden. So sei es nicht etwa Liebe, sondern Egoismus, wenn man meine, die anderen müssten einen "eben so nehmen, wie ich bin". Wahre Liebe sei, den Blick auf den anderen zu richten und zu schauen, was für ihn gut sei.
Ein Beispiel des Glaubens
Das "Wirken Gottes beinhaltet immer Veränderung zum Guten", sagte Bezirksevangelist Hartmut Schwichtenberg, den der Bezirksapostel vor der Ruhesetzung ein letztes Mal zur Predigt aufgerufen hatte. Gott sage nicht nur was verändert werden müsse, sondern helfe auch bei einem Mangel. "Lasst uns nicht nur vom Glauben reden, sondern im Glauben leben", rief er die Versammelten auf. Dieser starke Glaube habe den Evangelisten auch schwere Zeiten "souverän mit der Kraft des Glaubens" tragen lassen, würdigte Bezirksapostel Nadolny ihn in seiner Ansprache zur Ruhesetzung. In 42 Amtsjahren habe er den Gläubigen die Größe Gottes vermittelt und "felsenfestes Vertrauen" in die Fehlerlosigkeit Gottes gezeigt. "Das war Ihr Gottesdienst an den Geschwistern."
Gebietskirche hilft in Afrika
Im Informationsteil äußerte sich Bezirksapostel Wolfgang Nadolny zum sogenannten Flüchtlingsfonds. Anlässlich des Erntedanktages 2015 hatte er zu einem besonderen Opfer angeregt. Mit Hilfe des gesammelten Geldes war ein Fonds eingerichtet worden, um geflüchteten Menschen zu helfen. Die Idee, damit die Begegnungsstätte Weiße Stadt zu einer Unterkunft umzubauen, habe sich aber als nicht realisierbar herausgestellt. "Wir haben etliche kleinere Maßnahmen in unseren Gemeinden unterstützt und so etwa ein Drittel der finanziellen Mittel zweckgebunden und nachhaltig eingesetzt", so der Bezirksapostel im Informationsteil nach dem Gottesdienst. Inzwischen würde kaum noch Unterstützung für Projekte angefragt. Deshalb habe der Landesvorstand, bestehend aus den Aposteln und Bischöfen der Gebietskirche, darüber beraten, wie die Mittel eingesetzt werden könnten. Der Gedanke, Menschen zu helfen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen, war Grundlage der Diskussion. Nach Beratung mit dem Stammapostel werde die Neuapostolische Kirche Berlin-Brandenburg das Geld den Gebietskirchen Sambia und Angola zur Verfügung stellen. Durch den Krieg in der Republik Kongo flüchteten Menschen dorthin und wohnten in riesigen Flüchtlingslagern. "Die Menschen leben unter kaum vorstellbaren Bedingungen und so ist es uns sicher eine Freude, ihnen ein wenig helfen zu können", so Bezirksapostel Nadolny.
Zuvor hatte der den Gläubigen für ihre Unterstützung gedankt. "Unsere Kirche funktioniert auf der Grundlage absoluter Freiwilligkeit". Das betreffe jegliche Dienste, Fahrdienste, Seelsorge, Krankenbetreuung, aber auch die Unterweisungen der Kinder oder die musikalische Gestaltung der Gottesdienste. "Alles geschieht aus Liebe zu Gott, seiner Kirche und seinen Kindern." Darüber hinaus seien auch die Opfereinnahmen der Gebietskirche in den letzten zwei Jahren leicht angestiegen, das mache ihn demütig und dankbar.
Ein dritter Punkt war die musikalische Entwicklung des Berliner Schulchores. Vor 95 Jahren gegründet, habe er zunächst zur Vereinheitlichung der musikalischen Vielfalt beitragen sollen. Inzwischen habe er eher die Funktion eines Vortragschores. Die Veränderung des gesellschaftlichen Umfeldes mache es zudem sehr schwer, die Proben und Konzerte am Montagabend wahrzunehmen. Deshalb suche man nach neuen Ideen, dem Berliner Schulchor eine andere Ausrichtung zu geben. Dazu werde es Gespräche und Beratungen mit Musikern geben. "Wir suchen nach anderen, möglicherweise auch ungewohnten Wegen."